

Am Donnerstag, den 25.03.2019, kamen Hildegard und Bernhard in Nosy Komba an und konnten endlich mit ihrem lang geplanten Projekt beginnen. Sie bezogen ihr im vorherigen Herbst gemietetes Atriumhaus in Ampangorina und begannen dann, es zur „École Écotouriste Nosy Komba“ (Schule für Ökotourismus Nosy Komba) aufzurüsten. Ihr Vorhaben bestand daraus, in den nächsten Monaten junge und alte MadagassInnen in Sachen Ökotourismus auszubilden.
Da Hildegard und Bernhard schon des öfteren Urlaub auf Nosy Komba machten, waren sie schon sehr gut mit dem Abgesandten des Bürgermeisters für Nosy Komba, Raymond, bekannt und sprachen gemeinsam mit ihm häufig über das Projekt. Raymond war es dann auch, der das Projekt in den Orten der Inseln bekannt machte und eine Vorauswahl der TeilnehmerInnen traf. Eine der Grundvoraussetzungen zur Auswahl der Teilnehmer war, dass die zukünftigen Studierenden lesen und schreiben können, da es in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen wäre, ihnen dies beizubringen. Es gibt zwar in den meisten Orten eine Schule, jedoch können nicht alle Kinder diese besuchen, da sie häufig zum Erwerb des Lebensunterhalts der Familien beitragen müssen.
Bevor der Unterricht beginnen konnte, mussten Hildegard und Bernhard noch einige Dinge im Haus vorbereiten. Unter anderem brachten sie Tafelfolie an den Fensterläden an und installierten eine Leinwand für einen Beamer, denn der Unterricht sollte in den Räumen des Hauses stattfinden.

Der fertige Unterrichtsraum mit der an einer Markise angebrachten Tafelfolie und der aufgehängten Leinwand für den Beamer.
Am 15.04.2019 konnte dann der erste Unterricht stattfinden. Hildegard und Bernhard waren sehr aufgeregt, da sie nicht genau wussten, wie viele Teilnehmer kommen würden und was genau sie erwarten würde. Würden sie ihr Ziel, die teilnehmenden MadagassInnen in die Lage zu versetzen, selbstständig ein Hotel zu führen oder einen adäquaten Job zu finden, erreichen können? Waren sie methodisch-didaktisch gut vorbereitet? Insgesamt wurde der Unterricht dann von 16 Teilnehmern besucht. Das Niveau der Teilnehmenden war sehr verschieden. Einige konnten schon ein wenig Englisch sprechen, andere konnten nur wenig Französisch. Insgesamt waren aber alle sehr interessiert daran, neue Dinge zu lernen. Hildegard und Bernhard entschieden sich dann dazu, erst einmal nur englisch zu unterrichten und teilten die Studierenden in zwei Gruppen ein. Hildegard hat dabei die Anfänger übernommen, die sie mit Hilfe der Sprachsoftware „Babbel“, die dem Verein im Vorfeld mehrere Zugangscodes zur Verfügung stellten, in Englisch unterrichtete. Zunächst waren die TeilnehmerInnen noch sehr zurückhaltend, jedoch schaffte es Hildegard mit ihren Erfahrungen als Pädagogin, die Situation mit kleinen Späßchen aufzulockern. Bernhard, der sehr gute Französischkenntnisse hat, übernahm die etwas fortgeschrittenere Gruppe. Zunächst waren die Studierenden auch hier noch sehr zurückhaltend und trauten sich nicht, Fehler zu machen. Bernhard hat ihnen die Ängste aber ein stückweit nehmen können, da er mit eigenen Fehlern locker umging.

Die Teilnehmer sitzen im Unterrichtsraum und hören aufmerksam zu.
Im Laufe der Zeit kamen und gingen immer wieder einige TeilnehmerInnen. Da viele Studierende einer Arbeit nachgehen, wurde der Unterricht auf 15 Uhr festgesetzt, jedoch war dies für viele Studierende mehr eine Richtzeit, sodass viele erst nach und nach eintrudelten. Dies war für Hildegard und Bernhard zunächst etwas ungewohnt, da sie eher die „deutsche Pünktlichkeit“ gewohnt waren. Die Fluktuation nahm aber immer mehr ab und die Studierenden kamen zunehmend pünktlich. Mit der Zeit wuchsen alle zu einer Gruppe zusammen und das Vertrauen der Einheimischen zu Hildegard und Bernhard wurde immer größer. Die beiden machten sich auch innerhalb des Dorfes langsam einen Namen und wurden im Dorf herzlich begrüßt. Sie wurden zum Kochen eingeladen und einige Frauen versuchten, ihnen Madagassisch beizubringen.
Die Studierenden machten derweil große Fortschritte in ihren Englischkenntnissen. Den Anfängern half das Sprachprogramm „Babbel“ sehr, um den ersten Zugang zur neuen Sprache zu finden. Durch die gut strukturierten und kurzen Lektionen wurden die Studierenden immer weiter motiviert. Dabei fiel Hildegard und Bernhard auf, dass niemand alleine am Tablet lernen wollte, es waren immer zwei oder drei Personen, die die Lektionen zusammen durchgingen. Wenn eine hohe Punktzahl erreicht wurde, gab es lautes Freudengeschrei. Der Unterricht am Tablet konnte dann zunehmend durch einen individuelleren Unterricht ergänzt werden.

Die Teilnehmer freuen sich über eine hohe Punktzahl bei “Babbel”.
Nach drei Monaten mussten Hildegard und Bernhard die Insel kurz verlassen, da ihr Visum nur für 90 Tage gültig war. Sie wollten jedoch vorher noch ein kleines Abschiedsfest feiern. Hierzu sollten die Studierenden zwei bis drei „Einkäufer“ bestimmen. Zunächst waren alle etwas bedrückt, da sie davon ausgingen das Fest finanziell alleine ausrichten zu müssen. Dieser Gedanke löste ein Schamgefühl aus, da das durchschnittliche Einkommen in Madagaskar bei umgerechnet 50€ liegt und einige Teilnehmenden keine Arbeit hatten. Nachdem Bernhard ihnen jedoch offenbarte, dass er und Hildegard umgerechnet 30€ zur Verfügung stellen würden, erhellte sich die Stimmung und alle freuten sich auf das Fest. Am Tag der Feier waren die Köche sehr aufgeregt und fragten sich, ob das Essen der Gruppe schmecken wird. Drei Stunden lang wurde schließlich gekocht und gegrillt und das Essen schmeckte allen sehr gut. Zum Schluss gab es noch ganz viele Abschiedsgrüße und Hildegard und Bernhard mussten den TeilnehmerInnen versprechen, dass sie auch wirklich wiederkommen würden.

Die Köche bei der Arbeit.

Zum Abschluss der ersten Phase wurde ein Gruppenbild aufgenommen.
Insgesamt war die erste Zeit des Projekts ein voller Erfolg. Die Ècole Ècotouriste war bei den Menschen im Dorf in aller Munde und die SchülerInnen lernten teilweise so viel Englisch, dass sie sich auch mit anderen Menschen auf Englisch verständigen konnten und viel Freude daran hatten. Es wurde aber deutlich, dass sie nicht nur sehr viel gelernt hatten, sondern auch ihr Selbstvertrauen wurde enorm gestärkt wurde. Die anfängliche Zurückhaltung war kaum noch zu spüren und die TeilnehmerInnen, die anfangs nur sehr wenig sagten, waren plötzlich die Wortführer. Hildegard und Bernhard haben selbst auch sehr viel über die Kultur und das Lernverhalten der Einheimischen gelernt und können es kaum erwarten, wieder nach Nosy Komba zurückzukehren.